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Ein Außenlift an der Wohnung ebnet den Weg ins Freie

von Rita Hidde

Siedenbollentin. Vor-Ort-Termin in Siedenbollentin. Treffpunkt für drei Handwerksmeister und einen Architekten. Gerald Greeck, Fensterbauer aus Wildberg, legt letzte Hand an für die Fertigstellung des neuen Fensters. Mit dabei auch Jungunternehmer Enrico Kunkel, der in Altentreptow eine Metallbaufirma führt, Bauunternehmer Wolfgang Zierow aus Altentreptow und der Neubrandenburger Bauingenieur Günther Glanz. Die Männer sind zufrieden mit ihrer Arbeit. Jetzt kann der Lift kommen. Angebaut wird dieser an der Wohnung der Familie Czepluch, um für sie das Leben deutlich leichter und angenehmer zu machen.

Vorfreude bei Sylvia Czepluch: „Endlich kann ich meinen Sohn aus eigener Kraft aus dem Haus und wieder zurückbringen“, sagt sie. Der neue Lift an der Außenseite des Wohnblockes wird das möglich machen. Auch für ihren Mann Wilfried wird damit der Traum von einer Spazierfahrt im Rollstuhl durch sein Heimatdorf wahr.

Seit dem Frühjahr war er in der Wohnung gefangen, weil es keine Möglichkeit gab, die Treppe von der ersten Etage zum Hauseingang zu überwinden. Nachdem dem 60-Jährigen vor vier Jahren als Folge seiner Diabetes-Erkrankung der linke Unterschenkel abgenommen werden musste, war im Frühjahr auch die Amputation der Zehen am rechten Bein nötig. Seither ist der frühere Traktorist auf den Rollstuhl angewiesen. So wie auch sein Sohn Martin.

Der 26-Jährige leidet an einer unheilbaren Erbkrankheit, die nach und nach alle Körperfunktionen angreift. Seit 2010 braucht er einen Spezialrollstuhl. Nachdem Vater Wilfried den Jungen nicht mehr über die Treppe tragen konnte, war das die Aufgabe von Sylvia Czepluch. Dabei brauchte sie ständig die Hilfe der Nachbarin.

Nur mit Nachbars Hilfe von der Tür zum Bett

Mit größter Kraftanstrengung brachten die beiden Frauen den 26-Jährigen von der Haustür ins Bett. All das ist nun Vergangenheit. Und dafür haben viele Menschen und Spender gesorgt. Allen voran Ute Pinnow, die der Familie als Betreuerin zur Seite steht. Sie suchte nach Hilfe, um die schwierige Situation zu entspannen. Immerhin waren rund 20 000 Euro für das Projekt aufzubringen. Obwohl die Pflegekasse fast 6400 Euro beisteuerte, fehlte immer noch eine beträchtliche Summe. Ute Pinnow wandte sich an mehrere Stiftungen und bat auch beim Leserhilfswerk um Hilfe.

Das Projekt für den Außenlift entwarf Günther Glanz. Er holte auch die notwendigen Handwerker „ins Boot“, um die Arbeiten auszuführen. So wurden in den vergangenen Wochen alle technischen und baulichen Voraussetzungen geschaffen, um den Lift zu installieren. Lange habe er die Handwerker nicht bitten müssen, erklärt Günther Glanz, obwohl deren Auftragsbücher derzeit überquellen. „In so einem Fall muss man helfen“, meint Wolfgang Zierow. Enrico Kunkel legte extra eine Nachtschicht ein, um seinen Anteil zu leisten. Für alle Vier Ehrensache: Sie verzichteten auch auf einen großen Teil ihres Lohnes.

Aufbauend auf diese Vorarbeit, montiert eine Kölner Spezialfirma den Außenlift. Für Familie Czepluch das schönste Weihnachtsgeschenk. Ermöglicht wurde es auch durch Spenden aus dem Leserhilfswerk.