von Rita Hidde
Jeden Tag zur Arbeit in gemeinnützigem Verein
Inzwischen lebt die 63-Jährige von Arbeitslosengeld II. Zur Arbeit geht sie dennoch jeden Tag. Seit zwei Jahren schon ist sie in einem gemeinnützigen Verein für andere Hilfsbedürftige da, vier Stunden täglich – allerdings ohne einen einzigen Cent dafür zu bekommen. „Ich kann nicht zu Hause sitzen. Mit dieser Arbeit bin ich unter Menschen, der Tag ist ausgefüllt und ich kann anderen helfen“, erklärt sie. Die Arbeit lenkt sie auch etwas ab von den Sorgen des Alltags. Zurzeit bangt sie um ihren Ehemann, mit dem sie seit über zwölf Jahren verheiratet ist. Er ist seit langem schwer herzkrank und liegt – wie so oft – im Krankenhaus. Besuchen kann Heidrun Schulz ihn nur selten. Die Fahrt in die etwa 50 Kilometer entfernte Klinik ist für sie zu teuer. Mit den unterschiedlichsten Jobs hatte sich der frühere Bauarbeiter durchgeschlagen – immer schlecht bezahlt, bis es er so krank wurde, dass er inzwischen erwerbsunfähig ist. So gehört zum Einkommen des Paares neben dem Arbeitslosengeld II von Heidrun Schulz die kleine Rente ihres Mannes, die mit Grundsicherungszahlungen aufgestockt wird.
Keine Unterstützung vom Sozialamt
Heidrun Schulz hat sich daran gewöhnt, sparsam zu wirtschaften. Sie nutzt Angebote und für Garderobe die Kleiderkammer. Doch von dem Einkommen zu sparen, das schafft sie kaum. Gerade hat sie die knapp 50 Euro für den jährlichen Beitrag für die Freistellung von der Medikamentenzuzahlung zusammengekratzt. Die Schlafzimmereinrichtung hätten sie in der Möbelbörse erstanden, erzählt sie. Die Küche sei schon 34 Jahre alt. „Die habe ich noch zu DDR-Zeiten gekauft. Damals konnte ich mir das leisten“, sagt die Frau. Sie hoffe nur, dass Kühlschrank und Waschmaschine noch lange halten. Erst vor wenigen Tagen hat Heidrun Schulz beim Sozialamt vorgesprochen und um eine Beihilfe für neue Brillen gebeten. Ohne Erfolg. Auch ihr Sohn kann ihr nicht helfen. In seinem Job verdient er nur den Mindestlohn. Dabei wären die Brillen so nötig. „Jeden Abend tränen mir die Augen. Meine Brille ist einfach zu schwach“, sagt sie. Auch ihr Mann bräuchte dringend stärkere Augengläser. Da heiße es nun, lange zu sparen, um die Brillen bezahlen zu können.
(*) Name geändert